Selbstmitgefühl

Die Bedeutung von Selbstmitgefühl beim intuitiven Essen

Zuletzt aktualisiert am 21. April 2024

Selbstmitgefühl ist ein Grundpfeiler der Achtsamkeit und des intuitiven Essens. Leider ist unsere heutige Gesellschaft (in Bezug auf das Essen) von Diäten und äußerem Druck geprägt. Dies kann bei vielen Menschen zu Schuldgefühlen und zu innerem und äußeren Stress führen.

Wir stellen uns oft selbst in Frage und fühlen uns schlecht, wenn wir vermeintlich ungesunde Lebensmittel essen. Dies muss aber nicht sein. In diesem Artikel werde ich dir erklären, was du tun kannst, damit die Schuldgefühle und der innere Druck in Bezug auf das Essen endlich der Vergangenheit angehören.

Das Schlüsselwort heißt hier Selbstmitgefühl, insbesondere im Kontext des intuitiven Essens.

Beim intuitiven Essen geht es um das bewusste Wahrnehmen des Essen und des Genießens und um die Fähigkeit, auf die Signale des eigenen Körpers zu hören. Dazu zählen vor allem die eigenen Hunger- und Sättigungsgefühle.

Durch die Verbindung von Selbstmitgefühl und intuitivem Essen können wir uns von starren Diäten und Regeln lösen und stattdessen auf unser inneres Wohlbefinden achten.

Viel zu oft orientieren wir uns an dem Aussehen oder dem Können von anderen Menschen. Wir fühlen uns selbst schlecht, wenn wir nicht genauso schlank sind oder nicht genauso erfolgreich, wie diese oder jene Person. Dies muss aber nicht sein.

Wenn du lernst, dich selbst mit Mitgefühl zu behandeln, dann wirst du bald schon nicht mehr geneigt sein, dich mit anderen zu vergleichen. Du bist wertvoll und liebenswert, genau so wie du jetzt bist. Du musst nichts dafür tun, um wertvoll und liebenswert zu sein.

Dies kann sich auch auf dein Essverhalten auswirken. Wenn du nicht mehr Lebensmittel in gut und schlecht einteilst und dich nur daran orientierst, was dir gut tut, dann kannst du dich besser und wohler in deinem Körper fühlen.

Was ist Selbstmitgefühl?

Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst freundlich und mitfühlend zu behandeln, selbst wenn wir scheinbar „fehlerhafte“ Entscheidungen treffen oder nicht bewusst essen.

Selbtmitgefühl bestärkt uns dazu, unsere Gedanken und Gefühle in Bezug auf das Essen zu akzeptieren, ohne sie zu verurteilen. Ohne Selbstmitgefühl würden wir uns ständig selbst kritisieren und Schuldgefühle empfinden.

Es erlaubt uns auch, uns selbst zu vergeben und nicht so streng mit uns selbst zu sein.

Im speziellen geht es darum, sich selbst so zu behandeln, wie man einem guten Freund oder geliebten Menschen behandeln würde, anstatt sich selbst kritisch zu beurteilen oder hart zu sich selbst zu sein.

Selbstmitgefühl führt auf lange Sicht dazu, dass wir uns selbst so akzeptieren wie wir sind, mit allen vermeintlichen Fehlern und eigenen Schwächen.

Dr. Kristin Neff ist eine der führenden Forscherinnen auf diesem Gebiet und beschreibt die Hauptmerkmale von Selbstmitgefühl wie folgt:

Selbstfreundlichkeit

Dies bedeutet, sich selbst liebevoll und verständnisvoll zu behandeln, anstatt sich selbst zu kritisieren oder herabzusetzen. Anstatt sich Vorwürfe zu machen, wenn etwas schiefgeht, spricht man sich selbst tröstend und ermutigend zu. So wie man auch einen guten Freund oder ein wichtiges Familienmitglied behandeln würde.

Gemeinsamkeit der Menschlichkeit

Selbstmitgefühl beinhaltet die Anerkennung, dass Schwierigkeiten, Fehler und Leiden ein natürlicher Teil des menschlichen Lebens sind. Man erkennt an, dass man nicht allein ist und dass andere Menschen ähnliche Herausforderungen erleben.

Achtsamkeit

Achtsamkeit im Kontext des Selbstmitgefühls bedeutet, dass man seine eigenen Gedanken und Gefühle ohne Urteil und mit einer offenen, akzeptierenden Haltung wahrnimmt. Man erlaubt sich, die eigenen Emotionen und Gedanken zu fühlen, ohne sie zu unterdrücken oder zu verurteilen. Die uneingeschränkte Akzeptanz dessen was ist, ist hier das Ziel.

Im Gegensatz zur Selbstkritik, bei der man sich selbst oft verurteilt und negativ mit sich spricht, fördert Selbstmitgefühl eine gesunde und unterstützende Beziehung zu sich selbst. Diese Fähigkeit, selbst mit sich gut umzugehen, kann gelernt werden. Dies kann dir langfristig dabei helfen, ein erfüllteres und mitfühlenderes Leben zu führen.

Warum ist Selbstmitgefühl wichtig?

Selbstmitgefühl kann das Selbstwertgefühl steigern, das Wohlbefinden verbessern und Menschen dabei helfen, besser mit Stress, Herausforderungen und Rückschlägen im Leben umzugehen. Hier möchte ich dir gerne drei wichtige Säulen vorstellen, warum Selbstmitgefühl wichtig ist. Diese Säulen beruhen ebenfalls auf meiner eigenen Erfahrung mit dem Erlernen des Selbstmitgefühls.

Reduziert Stress

Selbstkritik und Schuldgefühle erhöhen den Stresslevel, der sich wiederum negativ auf unsere Verdauung, den Stoffwechsel und auf unser emotionales und körperliches Wohlbefinden negativ auswirken kann. Selbstmitgefühl hilft, diesen Stress abzubauen.

Als ich anfing geführte Meditationen zum Selbstmitgefühl und zum Selbstwertgefühl zu hören, merkte ich nach und nach, wie mein Stresslevel immer weiter sank. Ich fühlte mich entspannter und konnte nach einiger Zeit besser mit äußeren und inneren Herausforderungen umgehen.

Fördert ein gesundes Verhältnis zum Essen

Selbstmitgefühl hilft dabei, das eigene Verhältnis zum Essen zu normalisieren. Es ermutigt dazu, auf die Bedürfnisse unseres Körpers zu hören, anstatt sich von äußeren Erwartungen (Diäten, Restriktionen und Druck) leiten zu lassen.

In meinem Artikel Gesundes Essverhalten lernen erfährst du mehr zu diesem Thema. Die eigene Einteilung in gute und schlechte Lebensmittel ließ bei mir mit der Zeit nach.

Bessere Entscheidungen treffen

Wenn wir uns selbst mit Mitgefühl begegnen, dann sind wir eher bereit, bessere und bewusste Entscheidungen in Bezug auf unser Essen zu treffen, ohne uns von Schuldgefühlen beeinflussen zu lassen. Wir wählen öfter Lebensmittel zum Essen aus, die uns gut tun und unseren Körper stärken.

Warum fühlen wir uns während oder nach dem Essen schuldig?

Das wir uns beim oder nach dem Essen schuldig fühlen kann verschiedene Ursachen haben. Ich möchte hier gerne auf drei immer wieder angesprochene Aspekte eingehen.

Als Erstes zu nennen ist die vorherrschende heutige „Diätkultur“ in unserer Gesellschaft. Diese lehrt uns leider immer noch oft genug, bestimmte Lebensmittel als „gut“ und andere als „schlecht“ anzusehen. Dies kann dazu führen, dass wir uns schuldig fühlen, wenn wir vermeintlich „schlechte“ Lebensmittel essen.

Zweitens ist es oft der soziale Druck von außen. Wir fühlen uns unter Druck gesetzt, den Erwartungen anderer gerecht zu werden, sei es in Bezug auf unser Gewicht oder unsere Essgewohnheiten. Dies kann zu Schuldgefühlen führen, wenn wir von diesen Erwartungen abweichen.

Lass dich von diesem ganzen Diätenwahn nicht beeinflussen und entscheide selbst, was dir gut tut. Ich habe auch lange gebraucht, mich nicht mehr von anderen, in Bezug auf das Essen, beeinflussen zu lassen.

Drittens können es vergangene Erfahrungen sein, die du im Laufe deines Lebens gemacht hast. Negative Erfahrungen in der Vergangenheit, sei es in Bezug auf das Essen oder dein Körperbild können Schuldgefühle auslösen. Lerne damit umzugehen und dich liebevoll zu behandeln.

Eine kurze Erinnerung: Bitte mache dir bewusst, dass du wertvoll und liebenswert bist, genau so wie du bist!

Wie kann man negative Gedanken über das Essen mit Selbstmitgefühl verändern?

Hier möchte ich dir gerne 4 Wege aufzeigen, die mir in meinem Leben sehr viel geholfen haben:

  • Selbstreflexion: Beginne damit, dir deiner Gedanken und Gefühle über das Essen bewusst zu werden. Wenn du negative oder selbstkritische Gedanken und Gefühle in dir wahrnimmst, dann notiere dir diese. Das Aufschreiben kann dabei helfen, zu sehen, dass es eigentlich immer wieder die gleichen Gedanken und Gefühle sind, die da auftauchen. Mache dir bewusst, dass es nur Gedanken sind. Du bist nicht deine Gedanken.
  • Selbstmitgefühl praktizieren: Stell dir vor, du sprichst mit einem Freund oder einem geliebten Menschen, der ähnliche Gedanken hat. Wie würdest du dich ihm gegenüber verhalten? Wärst du mitfühlend ihm gegenüber oder kritisch? Wende diese Freundlichkeit und Unterstützung auf dich selbst an. Behandel dich genau so, wie du einen geliebten Menschen behandelst.
  • Meditation und Achtsamkeit: Meditationstechniken können dir helfen, Achtsamkeit und Selbstmitgefühl zu entwickeln. Nutze diese Werkzeuge, um dich selbst besser zu verstehen und liebevoller mit dir umzugehen. Eine kurze Abend- oder Morgenmeditation kann bereits dabei helfen, dein Unterbewusstsein positiv zu beeinflussen.
  • Professionelle Unterstützung: Wenn du Schwierigkeiten hast, negative Gedanken über das Essen zu überwinden, kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung zu suchen (Ärzte, Therapeuten oder Ernährungsberater). Beachte: Sich selbst Hilfe zu suchen ist ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche.

Meine Erfahrungen mit Selbstmitgefühl und Achtsamkeit

Als ich angefangen habe Achtsamkeit in mein Leben zu bringen, hatte ich die erste Zeit das Gefühl, dass sich überhaupt nichts verändert. Ich blieb aber dennoch dran. Mit der Zeit merkte ich dann, dass ich freundlicher mit mir selbst sprach und mich nicht mehr so oft selbst verurteilte.

Das Aufschreiben meiner negativen Gedanken und Gefühle hatte auch viele positive Effekte. Ich sah mir nach einigen Tagen meine Aufzeichnungen an und stellte fest, dass es immer wieder die gleichen negativen Gedanken und Gefühle waren, die auftauchten.

Allein sich dessen bewusst zu werden, hilft bereits, diese Gedanken mit Abstand zu betrachten und sich nicht sofort von ihnen mitreißen zu lassen. Sich seiner Gedanken bewusst zu werden, ist der erste Schritt in Richtung Achtsamkeit und Selbstmitgefühl. Abnehmen mit Mentaltraining ist auch eine gute Möglichkeit, als Alternative oder Ergänzung zu anderen Achtsamkeitsübungen.

Selbstmitgefühl – Infografik

Selbstmitgefühl

Fazit

Selbstmitgefühl ist ein Grundpfeiler beim intuitiven Essen. Dies ermöglicht uns, eine gesunde und ausgewogene Beziehung zum Essen und zu uns selbst aufzubauen.

Wenn wir lernen, uns selbst mit Mitgefühl zu begegnen, können wir alte Schuldgefühle loslassen und stattdessen auf unser inneres Wohlbefinden achten. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem gesunden und glücklichen Leben.

Durch Selbstliebe und Selbstmitgefühl können wir nicht nur unsere Beziehung zum Essen zum Positiven verändern, sondern diese Grundpfeiler können unser ganzes Leben positiv beeinflussen.

Sobald du aufhörst, dich mit anderen zu vergleichen und die Schuldgefühle in dir auflöst, kannst du dir das Leben erschaffen, welches du dir vorstellst.

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Weiterführende Informationen zum Thema Selbstmitgefühl findest du unter anderem hier:

Deutsches Ärzteblatt: Achtsames Selbstmitgefühl: „Möge ich freundlich zu mir sein“

Spektrum der Wissenschaft: Resilienz: Sich selbst ein guter Freund sein